Waldemar R. sammelt historische Schätze
Das Haus von Waldemar R. ist ein Sammelsurium Balinger Stadtgeschichte. Der 83-Jährige erkennt historische Schätze, sammelt und pflegt diese. Nun hat der "Ur-Balinger" vier Patenbriefe in die Finger bekommen, die um 1900 oder davor datiert sind. Bei den Protestanten war es in früheren Jahren üblich, nach der Konfirmation seine Taufpaten aus der Verantwortung zu "entlassen". Der Konfirmand verfasst in Schönschrift einen Brief, in dem er sich für den Beistand im Glauben und die christliche Erziehung bedankt und nun erklärt, im Glauben selbstständig zu sein. Inzwischen wird diese Tradition kaum mehr von Konfirmanden praktiziert. Ich musste bei meiner Konfirmation 1948 noch Patenbriefe verfassen stellt der Rentner fest. Die vier Patenbriefe sind schon rein optisch ein Hingucker. Das Briefpapier ist edel verziert oder geprägt, die damals 14-Jährigen schrieben in schöner gleichmäßiger Deutscher Schrift. Heute können nur noch wenige diese Schrift entziffern. Waldemar R. hat sie noch in den ersten Jahren seiner Schulausbildung gelernt. Annamaria Z. schreibt anlässlich ihrer Konfirmation am 2. 5. 1900. Lieber Döte. Heute treibt mich Liebe, Dank und Pflicht vor euer Angesicht, da ich gemeinsam mit anderen Konfirmanden vor Gott konformiert werden soll. Der heutige Tag macht mahnt mich daran, war ihr mir einst bei der Taufe zugetragen.Das junge Mädchen beschließt seinen Brief mit euer Dötlein. Ein weiterer Brief ist auf den 3.3. Anno 1892 datiert und stammt aus der Feder einer Elisabeth J. die in Engstlatt konfirmiert wurde. An wen genau die Patenbriefe gerichtet waren, weiß der 83-Jährige nicht. Die Jüngeren hätten das vermutlich weggeworfen, ich hatte da irgendwie den richtigen Riecher dafür meint der Hobbyhistoriker, der sich für die Bewahrung historischer Balinger Überbleibsel einsetzt.
felixjetter - 14. Mai, 11:12