Familie S. verkauft mehr als Wurst
Wer der Familie S. eine Wurst haben will, der muss sich mitunter auf einiges gefasst machen. An ihrem Stand geht es bisweilen anhand der Wurst auch um hohe Politik. Das musste beispielsweise Volker K. einst erfahren. Volker K. also war einmal in Sulz am Neckar mit einem CDU-Werbestand vertreten. Rudolf S. ging auf ihn zu und sagte ihm, er könne nicht nur Würste braten, sondern habe darüber hinaus viele Talente, darunter ein besonderes, er verrate es ihm gerne. Aber Volker K. dürfe es Angela M. nicht sagen. Seit mittlerweile 45 Jahren ist die Familie S. im Bratwurstgeschäft. Angefangen haben sie damit im Nebenjob, mittlerweile lebt auch Sohn Oliver S. davon, und die dritte Generation arbeitet sich langsam ein. Die Zentrale ist in Weilstetten, von dort aus geht es zu den Märkten – außer Balingen und Sulz auch nach Reutlingen, Tübingen, Bad Urach und Laichingen. Rudolf S. ist gelernter Industriekaufmann. Der gebürtige Nürtinger arbeitete als junger Mann in einem mittelständischen Unternehmen in führender Position. Seine Frau Ruth war als Telefonistin und Empfangsdame für MAN in München tätig. Als die Firma, für die Rudolf S. tätig war, Ende der 1960er-Jahre verkauft wurde, musste sich das frisch verheiratete Paar neue berufliche Wege überlegen. 1970 übernahmen sie das Café-Restaurant Bürgerstüble in Owingen. Die Gastronomie allein war ein hartes Geschäft, weshalb sie nach einem Nebenerwerb Ausschau halten mussten. Per Zeitungsannonce suchten die Schäfers nach einem Bratwurststand, kauften einen für 300 Mark samt Bräter. Es ist aber auch ein hartes Geschäft. An Markttagen in Balingen stehen Rudolf und Ruth S. morgens um 3.00 Uhr auf, richten den Wagen und die Ware. Um 5.00 Uhr sind sie auf dem Marktplatz, direkt vor der Stadtkirche, bei Wind und Wetter. Um 8.00 Uhr braten die ersten Würste im Fett. Ich kaufe da gerne Wurst.
felixjetter - 17. Feb, 18:59